Wo: Landesmuseum Schloss Gottorf und Wikinger Museum Haithabu mit Wikinger-Häusern rund um Schleswig.
Wann: August 2006
Hier ein paar Fotos als Appetitanreger für zwei interessante und kurzweilige Museumsbesuche. Die Bilder sind absichtlich so stark komprimiert worden, um einen Nachdruck zu erschweren.
Veröffentlichung sämtlicher Bilder mit freundlicher Genehmigung der
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf.
D-24837 Schleswig
Tel.: 04 621 / 813-222 , Fax: 04 621 / 813-555
Anfahrtsweg:
Mit dem PKW: A7 Hamburg-Flensburg, Ausfahrt Schleswig/Jagel, ca. 10 min. weiter über B76.
Mit der Bahn: Strecke Hamburg-Flensburg, Bahnhof Schleswig. Per Bus bis Haltestelle Haddeby.
Die Fotos und Kommentare stammen von Volkmar Rösner.
1. Wikinger Museum Haithabu mit Wikinger-Häusern:
Das Wikinger Museum Haithabu ist schon einen Besuch wert. Seit dem April 2006 ist noch das Freigelände mit den Wikinger-Häusern dazugekommen.
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Blick vom Wikingermuseum über das Haddebyer Noor auf das Gelände der Wikinger-Häuser. In der Mitte die ersten vier, reetgedeckten Häuser, rechts daneben das Kassen- und Toilettenhaus. Einen originalgetreuen Wikinger-Abort wollte man den Besuchern wohl lieber ersparen... Im Hintergrund kann man den mächtigen, bis zu 9m hohen Ringwall erkennen, der das 250.000 qm große Gelände umschließt. Inzwischen wachsen mächtige Bäume auf ihm. Wie möge es hier wohl vor zehn oder elf Jahrhunderten ausgesehen haben? |
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Blick vom Kassenhaus auf die ersten vier Häuser unterschiedlicher Bautypen. Allen ist gleich, dass sie mit Schilf gedeckt sind. Deutlich kann man die Rauchabzüge unter dem Dachfirst erkennen –- die „Windaugen“. Das kleine Haus rechts im Bild (Haus 4) besitzt blanke Bohlenwände, die anderen Häuser haben Wände aus Lehmgeflecht. Das Gebilde vor dem kleinen Haus ist ein Einbaum-Kanu. Die Häuser sind nach der Baureihenfolge v.l.n.r. mit „Haus 1“ bis „Haus 4“ bezeichnet. |
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Man erkennt verschiedene Umzäunungen, wie man sie in den Ausgrabungen vorgefunden hat. Ganz rechts um Haus 3 ein Zaungeflecht, die Pfosten in der Mitte von Haus 2 bestehen aus jungen Stämmchen, die wieder austreiben und später eine Hecke bilden werden, von links her umfasst die Häuser ein stabiler Bohlenzaun. Dahinter weidet von hier aus nicht sichtbar einiges Nutzvieh. Im Vordergrund mit einer Böschung aus Weidengeflecht eingefasst ein Bachlauf. |
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Vorderseite der Häuser 3 und 2. Unter dem Gehsteig aus Holzbohlen befindet sich der Ablaufgraben. Auch hier erkennt man wieder die unterschiedlichen Umzäunungen. Der Bohlenweg ist aus Verschnittholz hergestellt. Es wurde auch früher so ziemlich jedes Stück Holz verbaut, das man hatte. |
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Na, das sieht doch schon fast wie ein Langhaus aus ! Während die anderen Häuser ihren Eingang auf der Giebelseite haben, liegen hier bei Haus 1 zu beiden Seiten die Eingänge an den Längsseiten und führen in die Wirtschaftsräume, dazwischen liegt der Wohn- und Schlafraum von Bild 9. Auch die äußeren Stützpfeiler findet man nicht bei den anderen Häusern. Es gab also deutliche Unterschiede in der Architektur dieser „Großstadthäuser“ zur üblichen Langhausbauweise. |
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Der vordere Raum von Haus 3. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Stall, ist aber wohl ein Wohnhaus gewesen. |
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Die Dachkonstruktion von Haus 4 mit den Bohlenwänden. Scheint, dass der Beruf des Dachdeckers früher ein sehr fesselnder gewesen ist –- die gesamte Konstruktion wird mit Seilen zusammengehalten. |
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Während Haus 3 und 4 bar jeglicher Inneneinrichtung sind, findet man schon so einiges in den Häusern 1 und 2. Hier der mittlere Bereich von Haus 2 mit den Schlafbänken zu beiden Seiten, in der Mitte die Feuerstelle. Die Schlafbänke sind mit Stroh und Kräutern gepolstert, auf die man Decken und Felle legte. Hier ist es vor allem eines: dunkel. Sämtliche Innenaufnahmen haben eine Belichtungszeit von mehreren Sekunden. |
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Innenaufnahme des Wohn- und Schlafbereiches von Haus 1, der nicht betreten werden konnte. Der Wirtschaftsraum, aus dem dieses Foto gemacht wurde, beherbergt auch einen Kuppelbackofen. Bei dieser Langzeitaufnahme sieht man deutlich die ganzen Ritzen, durch die die gleißende Sommersonne dringt und den Raum wenigstens etwas erhellt. Eine Beleuchtung mit Kienspänen oder einer Tranlampe war nicht ungefährlich bei der brennbaren Inneneinrichtung. Im Sommer war ein wenig Frischluft durch die vielen Ritzen bestimmt noch angenehm, aber spätestens im Herbst wird man mit Gras, Moos und ähnlichem die ganzen Ritzen abgedichtet haben. |
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In den Sommermonaten finden an den Wochenenden regelmäßig Workshops und Vorführungen statt. An diesem Wochenende gab es auf dem Gelände der Wikinger-Häuser die Vorführung „Angel, Netz und Reuse –- Fischfang am Haddebyer Norr“ mit Herrn Jörg Nadler, der hauptberuflich als Schleifischer tätig ist. Um seinen Platz scharten sich die neugierigen Zuhörer und lauschten seinen durchweg interessanten Ausführungen. |
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Zur Vorführung über den Fischfang gab es auch in der Schlei gefangenen und geräucherten Fisch gegen Entgelt zum Verkosten. Hier ein kapitaler Hecht von fast einen Meter Länge, der schnell ein paar Feinschmecker gefunden hatte. |
2. Landesmuseum Schloss Gottorf - die Nydam-Halle:
Auf dem Gelände des im 17. Jahrhundert erbauten Schlosses Gottorf und seiner Wirtschaftsgebäude finden sich eine Vielzahl von Sammlungen und Ausstellungen, neben einer umfangeichen steinzeitlichen Ausstellung u.a. auch die sogenannte „Nydam-Halle“ mit den Funden aus den Mooren der ehemaligen Opferplätze von Nydam und Thorsberg in Jütland (heute wieder Dänemark) aus der Eisenzeit, ca. 300-400 n. Chr. Kernstück der Ausstellung ist das nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch wegen seines Alters interessante Nydam-Boot, das um 320 n. Chr. auf Kiel gelegt wurde.
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Das Nydam-Boot in der hellen und freundlichen Ausstellungshalle. Ansicht vom Heck her, rechts das Steuerruder. Auffallend die schnittige Form des großen Ruderbootes. Die Planken werden von Eisennägeln zusammengehalten. |
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Blick an die Bordwand des Bootes. Das Holz hat durch die 1.500 Jahre im Moor eine dunkelgraue Färbung erhalten. Die Ruderdollen sind auf der Bordwand festgebunden, in sie wurden die Riemen eingelegt und mit einem Seil gesichert, das durch das dreieckige Loch unter dem Dollbogen geführt wurde. Interessant, wenn man bedenkt, dass über die Dollen die gesamte Bewegungsenergie an den Schiffsrumpf weiter gegeben wird. Das Loch unter der Dolle ist keine Riemenpforte, sondern vom Zahn der Zeit genagt. |
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Blick in das Bootsinnere vom Bug her. Die V-förmigen Spanten bestehen aus einem Stück und die Stege darunter, an denen die Spanten festgebunden sind, wurden aus den Planken herausgearbeitet und sind nicht aufgesetzt. Das Boot hat eine Länge von ca. 23m und eine Breite von ca. 3,5m und ist das älteste erhaltene hochseetüchtige Ruderboot der Germanen. Durch Austrocknung ist es etwas in den Dimensionen geschrumpft und verzogen und ist früher vermutlich etwas breiter gewesen. |
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Der Bug des Bootes und ein Blick durch die ganze Ausstellungshalle von hinten her, früher war dies die Exerzierhalle des Schlosses. Im vorderen Bereich befinden sich die Vitrinen mit den weiteren Funden der beiden Opferplätze, welche recht anschaulich präsentiert werden. |
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Waffenfunde aus den beiden Mooren. Die zahllosen Waffen wurden alle nach siegreichen Kämpfen erbeutet und im Moor geopfert. Man fand auch eine große Anzahl von Speeren, wobei die meisten Holzschäfte im Laufe der Zeit vermodert sind. Hier eine Auswahl unterschiedlichster Speerspitzenformen aus dem 3. Jh. An anderen Speerspitzen sind deutliche Kampfspuren und Scharten zu erkennen. Es wurden auch viele Wurfspieße gefunden, die auf Kontakte mit den Römern zurück zu führen sind. |
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In den Mooren wurden auch „damaszierte“ Klingen gefunden, wie man erkennen kann. In der Mitte ein moderner Nachbau. Die beiden dolchartigen Gebilde links und rechts unten veranschaulichen sehr schön die Unterschiede zwischen sogenanntem „Streifendamast“ und „Zopfdamast“, wobei beim Streifendamast einzelne Metallagen unterschiedlicher Härte aneinandergeschweißt und dann verschmiedet werden, während die Stränge beim Zopfdamast erst noch miteinander verdrillt werden und später ein typisches und interessantes Muster auf der Klinge ergeben. |
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Eine sehr anschauliche Darstellung der Kriegspfeilherstellung. Es wird sehr detailliert auf die einzelnen Fertigungsabschnitte eingegangen. Eine vorzügliche Ergänzung dazu ist das Begleitheft zur Ausstellung. |
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Dieses Bild ist nicht mehr aus der Nydam-Halle, sondern aus der steinzeitlichen Ausstellung. Was das Exponat so bemerkenswert macht, ist die Tatsache, dass es sich hierbei um einen ursprünglichen Faustkeilrohling handelt, den man aus den einzelnen, abgeschlagenen Splittern wieder zusammengesetzt hat, um mehr über die Herstellungsmethoden zu erfahren. Ein 3D-Puzzle als Fleißarbeit, dem ich ganz einfach meinen Respekt zollen möchte ! |
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Das Schloß Gottorf ist um 1664 erbaut worden und verfügt über eine recht beeindruckende Architektur, die es sich anzusehen auch lohnt. Hier stellvertretend dafür der EFFerdgefällige Brunnen aus dem Innenhof. |
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Für weitere Informationen werden folgende Links wärmstens empfohlen:
www.schloss-gottorf.de
www.haithabu.de
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